Gesellschaft

Lebendige Bibliothek
Ein Gesprächsformat der besonderen Art
Austausch, Perspektivwechsel
Die „Lebendige Bibliothek“ ist ein Gesprächsformat der besonderen Art, denn: Hier stellen sich Menschen mit ihren ganz individuellen Prägungen und Biografien als „lebende Bücher“ zur Verfügung. Ziel ist es, Menschen miteinander ins Gespräch zu bringen, die sich im Alltag eher weniger begegnen. Es geht um einen ehrlichen und offenen Dialog/Austausch zwischen den sich begegnenden Menschen in persönlichen und direkten Gesprächskonstellationen. Der Austausch soll dazu dienen, Unterschiede und Gemeinsamkeiten sichtbar zu machen und Empathie für „andere” Lebensrealitäten zu entwickeln, in die man möglicherweise noch keinen Einblick hatte. Es geht dabei nicht darum, eine möglichst „bunte” Gesellschaft zur Schau zu stellen und gesellschaftliche Konfliktlinien weichzuzeichnen. Fragen nach Ausgrenzungserfahrungen dürfen/sollen eine Rolle spielen. Die Zusammensetzung der Menschen, die sich als „lebendiges Buch” bereitstellen, soll die vielseitigen Hintergründe widerspiegeln, die es in einer Stadt eben gibt.
Diskriminierungssensibilisierung und Demokratiebildung
Die Zusammensetzung der Menschen, die sich als „lebendiges Buch” bereitstellen, soll die vielseitigen Hintergründe widerspiegeln, die es in einer Stadt gibt: Menschen verschiedenen Alters, verschiedener geographischer Herkunft, unterschiedlicher sexueller Orientierung, unterschiedlichen Glaubens, mit Migrationsgeschichte/erfahrung, mit Fluchtbiographie, aller biologischen und sozialen Geschlechter, reiche Menschen, arme Menschen, Menschen, die von Obdachlosigkeit betroffen sind, Menschen, die verschiedene Schultypen besuchen, unterschiedliche Berufsgruppen etc.. Häufig bleiben Menschen innerhalb ihrer Bubble/sozialen Umfelds und es gibt wenig Möglichkeiten zu einem tieferen Gespräch mit Menschen außerhalb davon. Es soll ein sicherer Begegnungsraum geschaffen werden, in dem Fragen gestellt werden dürfen und Menschen ihre Geschichten mit Anderen teilen und Erfahrungen austauschen.
Auswahl/-leihe, Regeln und Gespräch, Rückgabe
Anstelle von Büchern leiht man an einer „Lebendigen Bibliothek" Menschen für ein Gespräch aus. Im Empfangsbereich kann man sich bei einer Stellwand, die mit den Klappentexten der „Bücher" bestückt ist, über die angebotenen Buchtitel informieren. Ebenso finden sich auf der Stellwand die Regeln zum Umgang mit einem lebenden Buch. Sobald die Entscheidung gefallen (und das „Buch" ebenfalls verfügbar) ist, setzt man sich mit dem lebenden Buch an einen Tisch und darf sich für einen vorher festgelegten Zeitraum unterhalten. Grundsätzlich sind alle Fragen erlaubt, auch persönliche oder kritische. Das Buch hat natürlich das Recht, Gegenfragen zu stellen oder Fragen nicht zu beantworten. Nach Ablauf der Zeit wird das „Buch" im gleichen Zustand wie zu Beginn zurückgebracht.
Vorbereitung
Die Vorbereitung ist intensiv und muss sensibel erfolgen. Vorab muss eine klare Entscheidung getroffen werden, welche Personengruppen im Bestfall zusammengeführt werden sollen. Danach kann die Kontaktaufnahme mit möglichen lebenden Büchern und die Klärung der Frage, ob sie sich für eine derartige Veranstaltung zur Verfügung stellen würden, erfolgen. Es muss mindestens ein gemeinsames Treffen mit allen Interessierten im Vorfeld geben, um die Intention der Veranstaltung zu erklären und den Ablauf festzulegen. Gemeinsam werden Regeln besprochen/festgelegt. Dazu zählt etwa, dass die lebenden Bücher nur darüber Auskunft geben, wozu sie von sich aus bereit sind. Bei der Wahl des Ortes empfiehlt es sich, eine gemütliche Atmosphäre zu schaffen, die den Gesprächseinstieg erleichtert. Es können Impulsfragen ausgelegt werden. Ebenfalls kann es ratsam sein, eine:n „Bibliothekar:in" vor Ort zu haben, der/die mit den „Büchern“ vertraut ist und den Besucher:innen bei der Auswahl behilflich ist. Gleichzeitig markiert er/sie den geschützten Raum, da er/sie auf die Einhaltung der Regeln und die Zeit achtet. Die lebenden Bücher verfassen ihre Klappentexte (bspw. Titel, kurze Lebensläufe, Foto…), die auf einer Stellwand platziert werden und Besucher:innen als Erstinformation bzw. Entscheidungshilfe dienen. Die Anwesenheit von weiteren Betreuungspersonen ist empfehlenswert, um einen ausgewogenen Besuch bei den einzelnen „Büchern“ zu betreuen und ggf. auch bei sprachlichen Schwierigkeiten etc. auszuhelfen.
Kontaktdetails für Rückfragen
Janika Gaßner
KBW Ebersberg
Pfarrer-Bauer-Straße 5
85560 Ebersberg
asyl-koordination(at)kbw-ebersberg.de
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