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Thomas Becket

Ein Heiliger in Theater, Buch und Film

Mord im Dom

Wie Óscar Romero wurde auch Erzbischof Thomas Becket rund 800 Jahre vor ihm in den politischen Wirren seiner Zeit ermordet. Die Täter waren vier Ritter, die ihn aufgrund seiner politischen Haltung attackierten und sich dabei im Auftrag König Heinrichs II. wähnten. Nur wenige Heilige gelangten in der Folge zu solcher Popularität wie Thomas Becket, was seinen Ausdruck in Literatur und Kunst fand und die Relevanz aufzeigt, die die mit seinem Leben und Tod verbundene Thematik bis heute hat.

Was war geschehen?

Am 29. Dezember des Jahres 1170 drangen die vier Ritter in die Kathedrale von Canterbury ein. Als diese sie wieder verließen, war Erzbischof Thomas Becket tot - erschlagen am Altar. Der einstige enge Freund und Lordkanzler Heinrichs II. war als Erzbischof und Primas von England zu seinem ärgsten Feind geworden und bezahlte seine politische Gegnerschaft mit seinem Leben. Den Auseinandersetzungen, die zu seinem Tod führten, ging ein über Jahre andauernder Streit voraus, in dem der Erzbischof die Freiheit der Kirche gegenüber staatlichen Eingriffen zu wahren suchte. Mit seiner Weihe zum Erzbischof ging in Becket ein tiefer Wandel vor sich. Vom weltlich denkenden Politiker, der die Interessen seines Königs auch gegen die Kirche durchzusetzen wusste, wurde aus ihm ein kompromissloser Verteidiger kirchlicher Rechte. Neben den zahlreichen Feinden in den oberen Gesellschaftsschichten, die ihm seine Haltung einbrachte, war er aufgrund seines Einsatzes für die Armen beim einfachen Volk beliebt.

Sein Tod blieb nicht ohne Folgen, schon bald danach wurde er als Heiliger verehrt und am 21. Februar 1173 von Papst Alexander III. schließlich heiliggesprochen. Auch nach seinem Tod blieb Beckets Person durch die Haltung, für die er stand, einflussreich. Dies zeigt sich nicht zuletzt in der Zerstörung seines Grabes auf Befehl Heinrichs VIII. im Jahr 1538. Trotz der Zerstörung ist der Ort, an dem Becket starb, bis heute einer der bedeutendsten Wallfahrtsorte Großbritanniens. Sein Gedenktag ist der Tag seiner Ermordung, der 29. Dezember.

Ein Heiliger in Theater, Buch und Film

Wie der Hl. Óscar Romero kam Thomas Becket so der Forderung der Kirche nach, „die Zeichen der Zeit zu erforschen und im Licht des Evangeliums zu deuten, so dass sie in einer der jeweiligen Generation angemessenen Weise auf die bleibenden Fragen der Menschen nach dem Sinn des gegenwärtigen und des zukünftigen Lebens […] Antwort geben kann.“ (GS 4)

Wie bei keinem anderen Heiligen wurde das dramatische Leben Thomas Beckets zur Vorlage für literarische Texte, Filme und Vertonungen. Bereits Geoffrey Chaucer siedelt seine „Canterbury Tales“ auf einer Wallfahrt zum Grab des Heiligen an und Walter Scott greift Motive aus der Geschichte Beckets in seinem Ritterroman „Ivanhoe“ auf. Darüber hinaus ist sein Leben Thema der Novelle „Der Heilige“ von Conrad Ferdinand Meyer und mehrerer Theaterstücke, etwa von T. S. Eliot (Mord im Dom), Alfred Tennyson (Becket), Christopher Fry (König Kurzrock) und Jean Anouilh (Becket oder die Ehre Gottes). Der italienische Komponist Ildebrando Pizzetti vertonte das Leben Beckets in seiner nach dem Text von T. S. Eliot verfassten Oper „Assassinio nella cattedrale“ und der hauptsächlich durch Filmmusik bekannte John Williams schrieb mit „Thomas and the King“ ein Musical über den Heiligen. Mit Richard Burton als Thomas Becket und Peter O’Toole in der Rolle Heinrichs II. wurde Jean Anouilhs Bühnenstück unter dem Titel „Becket“ im Jahr 1964 verfilmt.

Die breite künstlerische Rezeption bietet so zahlreiche Anreize, die mit dem Leben des Heiligen verbundenen Motive und Themen aufzugreifen und zu vermitteln. Am Beispiel Beckets wird so deutlich wie eng die europäische Kultur mit dem Christentum verwoben ist. So bieten sich Bildungsformate an, die nicht nur in die Theologie und Glaubenswelt einführen, sondern durch die breite kulturelle Rezeption des Heiligen auch auf vielfältige Weise in Literatur, Theater und Musik miteinbeziehen. Das Thema eignet sich damit sowohl für die Erwachsenenbildung als auch für Bildungsangebote für Jugendliche oder den Schulunterricht. Mögliche Konzepte sind:

  • Workshops und andere Formate, die sich mit den literarischen Texten, Filmen und musikalischen Werken auseinandersetzen
  • Film- und Musikvorführungen mit anschließenden Diskussionen
  • Lesegruppen
  • Theateraufführungen
  • Seminare die das Thema im Rahmen der Geschichte, Theologie, Rechtsgeschichte oder Kunst- und Literaturwissenschaften behandeln.
  • Exkursionen zu Orten, die mit dem Heiligen verbunden sind, zu Lesungen oder Aufführungen

Weiterführende Literatur und Links

Vollrath, Hanna: Thomas Becket. Höfling und Heiliger, Göttingen 2004.

Aubé, Pierre: Thomas Becket. Eine Biographie, Zürich 1990.

Meyer, Conrad Ferdinand: Der Heilige, Stuttgart 2008.

Eliot, Thomas Stearns: Mord im Dom, Zürich o. J.

Anouilh, Jean: Becket oder die Ehre Gottes. Schauspiel in vier Akten, München 1982.

https://www.vaticannews.va/de/tagesheiliger/12/29/hl--thomas-becket--erzbischof-von-canterbury--maertyrer.html

Kontaktdetails für Rückfragen

Martin Grobauer

martl-grobauer(at)web.de

 

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